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It’s ok not to be ok.

Dieser Spruch sagt eigentlich alles, was ich mit diesem Blog-Post zum Ausdruck bringen möchte.

In der heutigen Welt scheinen wir gezwungen immer glücklich zu sein, ein Lachen auf den Lippen zu haben, oder es uns wenigstens zur Aufgabe zu machen, wenn es gerade nicht der Fall ist.

Ich bin von Natur aus ein fröhlicher Mensch.
Aber man muss nicht 24/7 gut drauf sein.
Wenn man in der Dienstleistungs-Branche arbeitet, ist man quasi dazu gezwungen, dass man Dauer-Gute-Laune ausstrahlt.
Zu Hause, bzw. in der Freizeit ist es aber durchaus ok, mal nicht gut gelaunt und positiv zu sein.
Im Gegenteil: Ich finde es ist sogar notwendig, dass man auch diesen Gefühlen freien Lauf lässt.

Social Media macht es vor: Nur happy faces.
Auch ich zeige auf meinem Account nur die Sonnenseiten des Lebens.
Klar interessieren mich auch die nicht so schönen Seiten einer Person, der ich folge.
Aber für mich ist Insta mein persönliches Fotoalbum und ich mag es eben gerne bunt und sonnig.

Umso mehr freue ich mich, dass ich nun mittels des Blogs die Möglichkeit habe euch auch an den weniger schönen Seiten des Lebens teil haben zu lassen.

 

Warum sollte ich meine Launen zulassen?

Früher habe ich besonders vor Menschen, die mir nicht extrem nahe standen, versucht meine Stimmung (wenn sie schlecht war) zu verbergen- gute Miene zum bösen Spiel.
Wenn es sich aber nicht gerade um Passagiere handelt, zeige ich heute sehr gerne meine wahren Gefühle.
Ich schlucke keine Gefühle mehr hinunter.

In meiner Jugend war es leider so, dass man niemals in der Öffentlichkeit geweint hätte. Ich glaube auf dem Land ist es noch anders als in der Stadt gewesen.
Ich musste das erst lernen. So weinte ich zum ersten Mal vor meiner Mutter, als ich 22 Jahre alt war und sich mein damaliger Freund von mir getrennt hat.

Schwäche zeigen war nicht einer der Sachen, die wir als Kinder lernten – eher Ellbogen.
Ich habe dies fernab von meiner Familie gelernt- in meiner Zeit in den USA.
Doch genau das finde ich in Freundschaften, Beziehungen, ja im Leben verdammt wichtig.

Als meine Mutter die Diagnose Krebs bekam, war ich wochenlang nicht ok.
Und ich habe es auch nicht versucht zu sein. Denn es ist ok, nicht ok zu sein, wenn das Leben einen vor grosse Hindernisse stellt. Das Leben ist nicht immer Friede Freude Eierkuchen.

Hauptsache der Glaube an das Gute geht nicht verloren. Die Zeit kümmert sich um alles.

Auch ich habe Phasen in meinem Leben, wo ich morgens aufwache und denke: „Was soll dieser Tag nur bringen“.
Es sind zum Glück wenige, aber wir Frauen stehen einfach unter dem Einfluss unserer Hormone.
Die Tage vor meiner Periode sind bei mir nicht lustig. Aus keinem ersichtlichen Grund bin ich unglücklich, und wenn mein Freund nur ein falsches Wort sagt, zettle ich „gerne“ einen riesen Streit an.
Oftmals wird meine negative Laune dann noch durch Schuldgefühle verstärkt:
Ich fühle mich schuldig, weil ich schlechte Laune habe, obwohl ich heute morgen gesund und ohne Schmerzen aufgewacht bin. W
elches Recht habe ich schon mich schlecht zu fühlen?!?!
Anderen geht es so viel schlechter als mir.
Wir leben in Luxus und ich beschwere mich?!!?

Aber wisst ihr was: Es ist ok!
Das Wissen, dass es wieder vorbei geht, reicht. Wenn ich merke, dass nichts- weder ein schönes Abendessen oder ein Ausflug mich aus diesem „Loch“ holen kann, gebe ich mich dem Gefühl einfach hin und versuche den Tag rum zu bekommen.
Morgen ist ein Besserer!

Wenn ich von einem Flug nach Hause komme ist es eine 50/50 Chance, ob ich verrückt gute Laune (weil einfach „drüber“) oder „better get out of my way“-Stimmung habe.
Meist ist es zweitere. Der Schlafmangel, die nächtlichen Anstrengungen und das Dauer-Lächeln 10 h lang, obwohl man einfach todes müde ist, fallen von mir ab, sobald ich meine Haustüre aufsperre.
Mein Freund geht immer in Deckung und tastet sich vorsichtig vor.
Am Anfang unsere Beziehung habe ich natürlich nicht mein „wahres“-after-Flug-Gesicht gezeigt, aber mittlerweile gebe ich mich auch diesem Gefühl völlig hin und lebe meine Laune aus.
Mein Freund weiss, was ihn erwarten kann und geht mir dann einfach aus dem Weg, bis ich meinen Mittagsschlaf hatte und versucht mich vor keine Entscheidungen zu stellen an diesem Tag- weil selbst die Frage „Was wollen wir heute essen“ kann mich auf die Palme bringen.

Bei mir ist es auch wahnsinnig Zyklus abhängig. Manchmal nehme ich schlechte Nachrichten mit einem Lächeln auf und dann bringen mich kleine Planänderungen völlig aus dem Konzept.
Wenn ihr meinen Artikel über die Pille (hormonelle Verhuetung) gelesen habt, wisst ihr, dass mich solche Gefühle früher zum Teil monatelang im Griff hatten.
Vielleicht hilft euch auch der Wechsel der Verhütungsmethode.

Ich kann euch Folgendes empfehlen: Wenn ihr diese bestimmte Enge in der Herzgegend spürt und merkt, heute ist einer dieser Tage, dann nehmt dieses Gefühl an.
Sagt euch: Es ist ok, nicht ok zu sein.
Akzeptiert die Situation und wenn ihr gerade nicht alleine seid, sagt es eurem Partner.
Ich sage wirklich: „Schatz, ich bin heute empfindlich, pass auf, was du sagst.“.
Ich gebe der Situationen einen Namen und das gibt mir die Macht, das Ganze von einer anderen Perspektive zu betrachten, Abstand zu gewinnen.
Dann stelle ich mir die Frage: Kann ich etwas tun, um meine Laune zu ändern? Yoga, Sport, ein Spaziergang, Serien-Marathon, einfach etwas, was der Seele guttut. Und oft kann ich wirklich nichts tun.
Dann verbleibe ich in meiner Laune und bade in Selbstmitleid- aber im Wissen, dass es morgen schon vorbei sein wird.

An dieser Stelle möchte ich euch noch ein besonderes Buch empfehlen: „Eine neue Erde“ (*Anzeige).
Es hat mich so unfassbar viel gelehrt. Ich habe es schon über fünf mal gelesen und es hilft mir jedes Mal aufs Neue mich zu besinnen.
Sogar meine Jugend konnte ich durch dieses Buch „aufarbeiten“ und verstehen, warum ich war, wie ich war.
Eckhart Tolle spricht von einem sogenannten „Schmerzkörper“, den jeder in sich hat.
Auch Ego genannt.
Je nachdem wie stark wir diesen werden lassen, desto miserabler gehts uns.
Meine beste Freundin, mein Freund und ich sprechen wirklich vom Schmerzkörper, wenn wir über unsere Gefühle sprechen und geben ihm die Schuld für die momentane Lage.
Allein ihn zu benennen, gibt einem den gewissen Abstand.
Ich fühle mich dann besser, weil es eben „Er“ ist und nicht ich- Evi. ER gibt mir dieses bloede Gefühl und lässt mein Herz eng werden.

So, genug Psycho-Talk. Ich hoffe ihr habt verstanden, was ich meine und könnt den ein oder anderen Gedanken für euch mitnehmen und vielleicht hilft es euch das nächste Mal, wenn ihr Grumpy-Cat seid.

Launen zulassen