Wenn man erzählt, dass man Flugbegleiter ist, kommen immer die klassischen Fragen wie „Wie lange dürft ihr vor Ort bleiben?“, „Wird euch das Hotel von der Firma bezahlt?“ und was in der Liste nie fehlt: „Den Job kann man aber nicht bis zur Rente machen, oder?“.
Über die letzte Frage möchte ich in diesem Blog Post meine Gedanken teilen.
Wenn du mich schon länger verfolgst, weisst du, dass das Fliegen für mich nicht nur ein Job ist, sondern eine Passion. Ich liebe reisen und finde es wundervoll dafür Geld zu bekommen.
Doch in letzter Zeit habe ich mich mit oben genannter Frage sehr oft befasst. Für mich stand vor einem Jahr fest, dass ich für immer fliegen werde- nicht in Vollzeit, aber es wird immer mein Hauptberuf sein.
Denn man kann sehr wohl bis zur Rente als Stewardess arbeiten. Die Frage ist nur, möchte ich es meiner Gesundheit zumuten und welches Teilzeitmodell „gönne“ ich mir.
Vorteile vs. Nachteile
Für mich haben die Vorteile immer den Nachteilen wie Zeitverschiebungen, Schichtarbeit, etc. überwogen.
In letzter Zeit stelle ich das allerdings alles in Frage. Ich möchte hier auf keinen Fall den Beruf schlecht machen, nur meine Gedanken mit euch teilen.
Wie ihr vielleicht wisst, habe ich vor etwa einem Jahr meine Ausbildung zur Yogalehrerin absolviert.
Diese Zeit regte einige Denkprozesse in mir an. Ich frage mich: Ist die Arbeit an Bord wirklich das, was ich die nächsten 30 Jahre machen will. Bringt es mich weiter in meinen Zielen? Um es auf den Punkt zu bringen: Hilft es mir den Zweck meiner Existenz zu erfüllen? Spiritualität war schon als Kind- wenn auch unbewusst eine grosse Sache und heute merke ich mehr und mehr, wie ich mich bei der Arbeit einfach abgeschnitten von meinem Körper fühle.
Das, was Ziel im Yoga ist: Körper, Geist und Seele in ein Einklang zu bringen, gelingt mir bei der Arbeit einfach gar nicht. Ich sehne mich nach einem höheren Zweck.
Mir wurde mehr denn je bewusst, wie kostbar Zeit ist- und ich möchte sie sinnvoll nutzen.
Zunehmend merke ich auch, wie viel mir regelmäßiger Schlaf und Essen wert ist.
Durch die ständigen Zeitverschiebungen und Nachtarbeit kann ich meine geliebten Rituale nicht leben.
Welche Gedanken mich derzeit beschäftigen
So, was will ich eigentlich nun damit sagen. Ich möchte dir- und auch mir den Denkanstoss geben dein Leben, deine Berufswahl zu hinterfragen.
Nur, weil es vor 9 Jahren mein größter Traum war Stewardess zu sein, heisst das nicht,
dass es das heute auch noch ist.
Oft stecken wir so in unserem Alltag fest und hören nicht hin, was sich unsere Seele wünscht.
Stell dir dich selbst mal als 80-Jährige vor. Wie du zufrieden in einem Schaukelstuhl sitzt. Wenn du dann auf dein Leben zurückblickst: Wünscht du dir nicht auch, dass du deine Träume gelebt hast?
Vor ein paar Tagen wurde ich 31 Jahre alt. Im letzten Lebensjahr habe ich extrem viel Arbeit in meine Persoenlichkeitsentwicklung gesteckt, durch Meditationen tief in meinem Unterbewusstsein gewühlt, Sachen hinterfragt und gefühlt meinen Zweck der Existenz (Anzeige) für mich definiert.
Ich wünsche mir einen Beruf, durch den ich Gutes tun kann und genau das ermöglicht mir Yoga. Ich möchte meine jahrelange Erfahrung weitergeben; teilen, wie man zu innerem Frieden kommt. Ja, die Welt zu einem besseren Ort machen, denn wer Yoga übt, kann eigentlich off the mat kein A*** sein.
Flugbegleiter – Ein Job bis zur Rente?
Was ist nun mein Plan? Ich habe nicht geplant die Uniform vor der Rente an den Nagel zu hängen, aber ich möchte in Zukunft weniger fliegen, sprich in ein eine sehr geringe Teilzeit gehen. Ich stamme aus keiner reichen Familie (zumindest aus materieller Sicht) und bin auf mein Gehalt angewiesen, doch gibt mir meine minimalistische Lebensweise die Möglichkeit auch von einem Teilzeit-Gehalt leben zu können- selbst, wenn ich kein Yoga unterrichten würde.
So, das sind die Gedanken, die mich momentan bewegen. Wo steckst du gerade? Bist du happy in deinem Beruf? Sehnst du dich auch nach einer Veränderung? Lass es mich gerne wissen!
Hier findest du die meistgestellten Fragen zum Beruf Stewardess und Die Vorteile und Nachteile Flugbegleiter.
Ich kann gut nachvollziehen, was du gerade denkst und planst.
Seit einem Jahr bin ich auch nicht mehr erfüllt in meinem Job. Ich kann mir auch nicht vorstellen, das bis zu Rente zu machen. Aktuell überlege ich, was mir wichtig ist und welcher Bereich mich interessiert in suche nach einer Möglichkeit das dann beruflich umsetzen zu können. Ich möchte wieder mit Leidenschaft an die Arbeit gehen, das Gefühl haben, etwas zum positiven zu verändern. Aber es kommen auch die Gedanken auf “schaff ich das? Kann ich das? Ich verdiene dann weniger, hab nen Kredit für die Wohnung laufen etc…”
Liebe Tanja,
ich kann dich so gut verstehen! So schwer es vielleicht erscheinen mag, denke ich, bist du auf einem sehr guten Weg! Alleine das in Frage stellen der aktuellen Situation ist ein grosser Schritt- für mich zumindest 🙂 Ich wünsche dir alles erdenklich Gute!Lass mich gerne wissen, in welche Richtung du dich verändern wirst :))
Liebe Evi,
mit Interesse verfolge ich immer mal wieder mal deinen Blog. Ich hatte vor vielen vielen Jahren (Anfang 2000) auch einmal bei LH eine Flugbegleiterausbildung gemacht, hatte dann aber während der Emergency-Woche einen schlimmen Unfall (Fuß gebrochen, Notrutsche!) und hatte dann während der Phase zu Hause viel Zeit zum Überlegen, ob dies doch der richtige Beruf für mich ist.
Nach meiner Genesung bin ich dann nach Ffm und hatte meine Kündigung eingereicht.
Danach bin ich doch wieder in meinen alten Beruf – Sekretariat Vorstandsebene – zurückgekehrt und dort bin ich seitdem immer noch tätig.
Nun bin ich mittlerweile 56 und sicher hatte ich mir in all den Jahren immer wieder die Frage gestellt, war es damals richtig und willst du den hiesigen Job bis zur Rente machen oder nicht?! Diese Phasen waren mal mehr mal weniger intensiv.
Irgendwann kam ich dann zu dem Schluss, ja, ich „ziehe“ das jetzt durch.. auch wenn man manchmal denkt, ne, ich will nicht mehr.
Aber meine Entscheidung von damals – aus dem Bauch heraus – war dennoch richtig, denn ich weiß heute, dass der Flugjob für mich auf Dauer nichts gewesen wäre. Manchmal denke ich, der Unfall hatte seinen Grund!!!
Aber sicher war auch der materielle Hintergrund schlussendlich ausschlaggebend, denn als Vorstandssekr. verdient man gut und auch mehr, als ich bei der LH verdient hätte.
Und mittlerweile sind die „guten Zeiten“ bei LH auch vorbei. Das war Anfang 2000 noch anders. Der Beruf ist doch ziemlich hart geworden.
Heute bin ich mit mir im Reinen und sage mir, alles richtig gemacht. Auf den Bauch hören, ist immer gut.
Ich kann insofern Deine Gedankengänge gut verstehen.
Ich wünsche Dir viel Kraft und Muße bei all deinen Überlegungen und zukünftigen Entscheidungen und werde sicher weiter gespannt verfolgen, wie Du Dich entscheiden wirst.
Herzliche Grüße aus Düsseldorf
Liebe Claudia! Herzlichen Dank für diese Einsichten in dein Leben! Ich liebe genau diesen Austausch! Ist ja verrueckt, dass du dir tatsaechich beim Rutschen den Fuss gebrochen hast! Aber ich bin ganz deiner Meinung- auf den Bauch zu hören ist einfach das Beste! Ich freue mich für dich, dass du rueckblickend die Entscheidung als gut befindest!!! Ich bin gespannt wo mich der Wind noch hintreibt 🙂 Viele Grüße aus Bayern!